Es ist schwierig, die letzte Woche zusammenzufassen. Zu groß waren die Gegensätze – beim Wetter, bei den Orten, die wir besucht haben, und bei den gewonnenen und zu verarbeitenden Eindrücken.
Die Woche beginnt mit der Planung der weiteren Route ab Oban. Da ein Sturmtief mit Wind bis zur Stärke 8 über Schottland angekündigt ist und es kaum Liegeplätze gibt, die bei jedem Wetter und jeder Windrichtung sicher sind, ist die Beschäftigung mit den entsprechenden Revierführern unerlässlich. Wir entscheiden uns für Loch Tarbert auf Jura – der Zugang ist zwar ein bisschen trickreich, aber der Ankerplatz sieht ziemlich geschützt aus. Außerdem liegt es auch auf unserem Weg Richtung Süden. Loch Tarbert ist einer der abgelegensten Orte Schottlands, keine Besiedlung, keine Straßen, auch an unserem Ankerplatz sind wir ganz allein. Der nächste Tag vergeht mit dem Abwettern des Sturms. Das ist am Anfang auch noch ganz romantisch, wird aber bei Böen von 35-40 Knoten zunehmend unentspannt. Aber der Anker hält, der Wind lässt nach, und so können wir am nächsten Tag Richtung Islay aufbrechen. (Zum Fotografieren hatten wir irgendwie keine Lust, außerdem hat uns der Sturm ja auch 36 Stunden an Bord gefesselt - einen Eindruck von Loch Tarbert bekommt man aber unter http://www.jurainfo.com/jura-panorama-images/loch-tarbert-jura-panorama.html)
Auf Islay – der letzten der Hebriden-Inseln, die wir besuchen – kommen auf 3.200 Einwohner 8 Whisky-Brennereien. Leider hat Coal Ila – Georgs Lieblingsbrennerei – gerade wegen jährlicher Reparaturen zwei Wochen geschlossen; stattdessen statten wir Ardbeg (tolles Cafe mit leckerem Haggis-Sandwich) einen Besuch ab. Da das Sturmtief unsere Pläne, das Kloster auf Iona anzuschauen, vereitelt hat, möchte ich auf Islay ein wenig Kultur nachholen … in Form eines 1.100 Jahre alten keltisch-christlichen Kreuzes. Keltische, frühchristliche und norwegische Einflüsse haben sich auf den Inseln vermischt und sind teilweise heute noch sichtbar. Genug Kultur – am zweiten Tag verlegen wir uns in die Lagavulin Bay und machen in der Distillery nochmal eine Tour mit …
Nach einem schönen Segeltag erreichen wir Bangor in Nordirland – die größte Marina seit wir Hindeloopen verlassen haben. Jeder Hafen oder Liegeplatz hat eine eigene, charakteristische Stimmung, und Bangor ist zwar modern und hat tolle Duschen, ist aber für unseren Geschmack zu unpersönlich. Aber nach Belfast wollen wir unbedingt … Eine Stadtrundfahrt zu den „Murals“, den politischen Wandmalereien in den protestantischen und katholischen Stadtvierteln macht sehr nachdenklich. Insbesondere die loyalistischen (protestantischen) Viertel, die überall mit britischen und nordirischen Fahnen geschmückt sind, wirken bedrohlich. Obwohl die Einigung nun schon fast 15 Jahre alt ist, kann man das Konfliktpotential spüren. Einen Tag später stoßen wir auf folgenden Artikel: http://www.spiegel.de/politik/ausland/ira-erneute-gruendung-von-terrorgruppe-gefaehrdet-nordirland-a-846695.html ...
Ein krasser Gegensatz dann das „Titanic Quarter“ – auf dem ehemaligen Gelände der Docks von „Harland and Wolff“ (die haben die Titanic gebaut) entsteht ein neues stylishes Viertel mit Bürogebäuden, Kinos, Restaurants … Wir besuchen das neue Titanic-Museum – unterhaltsam und informativ.
Über die Irische See zur Isle of Man – ein idealer Zwischenstopp auf dem Weg nach Süden. Die kleine Marina in Peel, malerisch unter dem Peel Castle gelegen, begrüßt uns mit hilfsbereiten Stegnachbarn, netten Gesprächen – so fühlt man sich wohl. Am nächsten Tag besuchen wir Peel Castle: der Ort auf St. Patrick´s Isle ist seit 3.000 Jahren besiedelt, und man hat wirklich das Gefühl, Mönche, keltische Prinzessinnen und Wikinger dort zu spüren. Außerdem probieren wir die lokale Spezialität „Manx Queenies“ – eine Art Mini-Jakobsmuscheln (in Knoblauchsauce, sehr lecker!).
Dörte