Logbuch - Sommertörn 2012


07.07.2012 bis 13.07.2012

Oban - Loch Harport, Skye

636 - 757 sm


Wilde Westküste

Nach den gemütlichen Tagen auf dem Caledonian Canal empfinden wir Oban und die Vorbereitungen für die Malts Cruise fast als Stress. Da für die nächsten 14 Tage Versorgungsmöglichkeiten eher eingeschränkt sind, gibt es noch viel zu tun: Diesel tanken, Frischwasser bunkern, Benzin für den Außenborder besorgen, Vorräte einkaufen, Wäsche waschen … „1000 Tage Samstag“ heißt das Buch von Weltumsegler Sönke Roever. Wir finden, dass dies auch unsere Bordroutine eigentlich ganz gut beschreibt. In Oban ist tatsächlich Samstag, und der vergeht mit den oben genannten ToDos. Obwohl unserer Liegeplatz an einer Mooring-Boje manche Aufgaben (z.B. Wäsche waschen) etwas erschwert, haben wir bis zum Skipper´s Briefing um 15.30h (fast) alles erledigt. Vor der Reise haben wir uns bereits mit nautischer Literatur und Seekarten eingedeckt, aber natürlich ist es etwas anderes, aus erster Hand Informationen über ein Revier zu bekommen. Angesichts der seglerischen Herausforderungen, die uns erwarten – schwieriger Ankergrund, schnell wechselndes Wetter, Tidal Gates – wird uns ein bißchen mulmig. An den Fragen der anderen Crews merkt man schnell, dass es allen ähnlich geht. Das beruhigt, und ein gewisser Respekt schadet ja auch nicht. Abends ist dann offizieller Auftakt der Malts Cruise mit Dudelsackpfeifer und einem „dram“ Oban Single Malt.

Der Sonntag beginnt mit einer Parade der Malts Cruise-Boote rund um die Oban Bay. Auch wir haben Lyonesse mit Flaggen geschmückt. Dann setzen wir Segel, und es geht Richtung Isle of Mull. Außerhalb der Bay kachelt der Wind ganz schön, ist ja auch der Atlantik hier. Entlang des Sounds of Mull erreichen wir am frühen Nachmittag Tobermory (die Einheimischen sagen „Tobermo RRRR y“ – sehr süß) und ergattern sogar noch einen der begehrten Liegeplätze am Steg. Die nächsten Tage wird es dann endgültig wild: über Muck gelangen wir nach Rum, die größte der „Small Isles“. Schroffe Gipfel und steile Klippen wechseln sich mit grünen Wiesen und niedlichen Cottages ab. Das „groß“ bezieht sich übrigens nur auf die Fläche: Rum ist überwiegend Naturschutzgebiet und hat genau 43 Einwohner.

Das Segeln in den Inneren Hebriden bleibt auch danach ein Traum: selten sieht man unterwegs gleichzeitig mehr als fünf Boote, und davon sind vermutlich drei Teilnehmer der Malts Cruise. Auch in den Ankerbuchten ist es selten überfüllt – wie einsam muss es hier sonst sein (und es ist Hauptsaison!). Der Favorit unter den Ankerplätzen ist bisher Loch Scavaig, eine traumhafte Bucht an der Westküste Skyes. Die Kinder finden besonders die vielen Robben toll, die sich auf den Felsen tummeln. Die umliegenden steilen Berge bescheren uns aber Dank der Fallwinde auch eine unruhige Nacht mit doppeltem Ankeralarm (GPS und IPad) und mehrmaliger Kontrolle des Ankers. Von einer anderen Crew erfahren wir morgens, dass sich ihr Anker tatsächlich gelöst hat und sie danach abwechselnd Ankerwache geschoben haben.

Am Donnerstag erwartet uns ein nächster Fixpunkt auf der Tour: Loch Harport und natürlich insbesondere die Talisker Distillery. Erfreulicherweise befindet sich hier sogar ein kleiner Ort, mit Pub und (winzigem) Shop. Ein paar frische Lebensmittel für die nächsten Tage können auch nicht schaden! Wir erstehen die letzten Hirsch-Burger für den Grill, Brot und Bier. Was will man mehr – und duschen kann man im Pub sogar auch! Nach der Talisker-Besichtigung am Freitag decken wir uns dann noch mit Single Malt verschiedener Geschmacksrichtungen ein und beschließen, einfach noch eine Nacht hierzubleiben.

 

Unsere Erfahrungen mit der Malts Cruise sind bisher übrigens durchweg positv: der Wechsel zwischen freien Segeltagen und verabredeten Treffpunkten ist angenehm, der Austausch mit anderen Crews ist interessant und anregend, die Tour ist super organisiert. Einziger Minuspunkt: uns gefällt es hier so gut, dass wir gerne noch mehr Zeit an der Westküste Schottlands verbringen würden!


Dörte