Holland achteraus

0 nm to 271 nm * Hindeloopen - Amsterdam - Scheveningen - Nieuwpoort - Boulogne-sur-Mer - Dieppe

Das erste Etappenziel – Frankreich – ist erreicht, Holland und Belgien liegen achteraus. Es fühlt sich auf jeden Fall wie ein Meilenstein an, denn bis Mitte Juni war noch gar nicht so klar, ob und wann die Häfen an der französischen Küste wieder öffnen, und bei vorherrschenden Winden aus W / SW ist es sowieso immer etwas mühsam, in diese Richtung voranzukommen.

Nach einem Hafentag zum Vorbereiten in Hindeloopen brechen wir (Georg, Nele und ich) endlich auf. Mit zwei Monaten Verspätung auf den ursprünglichen Plan, aber der hat sich ja wegen Corona sowieso geändert ... Nun ist die vorläufige Idee, in dieser Saison in der Normandie / Bretagne zu segeln, um dann die Lyonesse vielleicht über den Winter in La Rochelle zu lassen und die Atlantiküberquerung auf nächstes Jahr zu verschieben. Aber zunächst soll es bei durchaus frischem Wind und Regen nach Amsterdam gehen - natürlich hoch am Wind mit ordentlicher Schräglage. Nach einer Viertelstunde entscheiden wir, noch ein zweites Reff ins Großsegel zu binden. Für den ersten wirklichen Segeltag geht es ganz schön zur Sache! Dementsprechend entwickelt sich auch das erste Schleusenmanöver in Enkhuizen: 20 Knoten Wind von der Seite, die uns von der Schleusenmauer vertreiben, ein Birnenfender an der falschen Stelle, und unglückliche Leinenführung der Crew führen zu Kratzern am Heck und dem Verlust einer Leine. Wir schauen uns entgeistert an – das ist sicher eins der schlechteren Manöver, die wir je gefahren haben – und beschließen dann, dass es nur noch besser werden kann! Zu unserer Ehrenrettung sei erwähnt, dass wir nicht das einzige Boot waren, das in der Schleuse Probleme hatte und die meisten anderen sich an die Lee-Schokoladenseite „vorgedrängelt“ hatten...

 In Amsterdam nutzen wir die folgenden Tage mit richtig viel, zu viel, Wind für Shopping, Sightseeing und den Besuch von Freunden, bevor es dann mit der nächsten passenden Windvorhersage weiter nach Scheveningen geht. Dort das gleiche Muster: warten auf guten Wind, so dass wir die Gelegenheit haben, Den Haag etwas zu erkunden. Aber dann dreht der Wind und es geht los: mit langen Schlägen erreichen wir dann über Nieuwpoort und Boulogne-sur-Mer mit Dieppe die Normandie. Schon ab Boulogne-sur-Mer fühlt es sich mehr und mehr wie Sommerurlaub an – die Sonne lässt sich blicken, Plätze und Strandpromenden sind belebt, und wir sitzen im Cockpit, öffnen eine Flasche Champagner und stoßen auf das erste Etappenziel an.

 In Dieppe sind wir dann endgültig „angekommen“ und haben unseren „Groove“ gefunden. Zum ersten Mal realisieren wir auch wirklich, dass wir Zeit haben und nicht nach zwei oder drei Wochen zuhause sein müssen. Darüber hinaus ist Dieppe für Segler ein attraktives Ziel, umgeben von sandfarbenen Klippen liegt man mitten im lebendigen Ort mit vielen netten Restaurants und Bars in Fußweg-Entfernung. Ein Muss für den ersten Lunch: Moules à la  sauce normande – lecker! Hier lässt es sich aushalten, mindestens bis zum nächsten guten Wetterfenster.

 

- Dörte

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